Ernst Scheidegger – Lebensdaten
1923
Geboren am 30. November in Rorschach.
1927
Übersiedlung nach Zürich, Besuch der Schulen in Zürich.
1939/40
Vorkurs an der Kunstgewerbeschule Zürich. Prägende Lehrer waren Alfred Willimann, Walter Roshard, Max Gubler.
1940-1943
Lehre als Schaufensterdekorateur bei Jelmoli in Zürich. An der Gewerbeschule war Rudolf Bircher ein Lehrer von entscheidender Wichtigkeit. Rekrutenschule und Aktivdienst. Bekanntschaft mit Alberto Giacometti.
1944
Schaufensterdekorateur bei der Textilfirma Schoop in Zürich. Beginn der eigenen Maltätigkeit, seither vertreten in verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen.
1945-1948
Fachklasse für Fotografie an der Kunstgewerbeschule Zürich. Lehrer Hans Finsler, Alfred Willimann, Max Bill (Formenlehre). Tabakverkäufer auf Fussballplätzen, grafische und fotografische Aufträge für seinen früheren Lehrer Rudolf Bircher. Auslandsreisen: Holland, Tschechoslowakei, Jugoslawien.
1948/49
Assistent von Max Bill und im Atelier von Werner Bischof in Zürich, für den er Vergrösserungen von dessen Osteuropa-Bildern herstellte und die Gestaltung des Bildbandes „Japan" besorgt.
1949-1952
Ausstellungsgestalter für den Marshall-Plan in Paris: Plakataktionen und Wanderausstellungen in ganz Westeuropa propagierten die wirtschaftliche Ankurbelung im Nachkriegseuropa. Entwurf eines neuen grafischen Konzepts für die französische Kunstzeitschrift „XXe Siècle", die auch Texte und Fotografien von Scheidegger veröffentlichte. Enge Kontakte zur Pariser Kunstszene: Georges Vantongerloo, Alberto Giacometti, Joan Miro, Henri Laurens, insbesondere auch zu den Künstlern der Galerie Aimé Maeght, für die er Buchpublikationen und Kataloge bearbeitete.
1952-1955
Freier Fotojournalist für die Agentur Magnum in Paris, Reisen in den Mittleren Osten, nach Indien und in den Fernen Osten. Reportagen erscheinen in „Life", „Picture Post", „Collier's", „Paris Match", „Stern", „Holiday" u.a. Max Bill schlägt Scheidegger als Dozent für Kommunikation für seine geplante Hochschule für Gestaltung in Ulm vor. Kameraarbeit und Public Relation in Ägypten für Gregory Ratoffs Film „A Kingdom for a Woman" sowie für John Hustons „Moby Dick" in Irland. Unzufrieden mit der Machtlosigkeit von Fotoreportern gegenüber den Bildredaktionen in den Zeitschriftenredaktionen, planten Werner Bischof und Scheidegger, unterstützt von Robert Capa, damals Leiter von Magnum, Dokumentarfilme für das eben erst aufkommende Fernsehen zu drehen. Der Film schien ihnen eine bessere Kontrolle über die eigene Arbeit zu garantieren. Dieses Projekt fand durch den Tod von Werner Bischof und Robert Capa ein jähes Ende.
1956/57
Dozent für visuelle Gestaltung an der Hochschule für Gestaltung in Ulm.
1957-1960
Zusammenarbeit mit Vilhelm Wohlert, Vorarbeiten für den Aufbau des National Institute of Design in Ahmedabad in einem Jahresauftrag der Ford-Foundation und der indischen Regierung. Erste Einzelausstellung als Fotograf im Museum Ulm (1958). Entwicklung des Konzepts und Herausgeber der Buchreihe „Horizont" des Zürcher Arche Verlags: Joan Miró, Hans Arp, Marino Marini und Alberto Giacometti – die erste Buchpublikation über das Schaffen dieses Künstlers überhaupt. Materialbeschaffung für die Ausstellung „Malende Dichter – Dichtende Maler" im Kunstmuseum St.Gallen, Herausgeber des Katalogs (1957). Konzept und Vorbereitung der Wanderausstellung „Das Schweizer Buch" im Zürcher Helmhaus, in mehreren europäischen Städten und in Tokio (1961).
1960-1989
Nach diesen Auslandaufenthalten wieder Wohnsitznahme in Zürich; Redaktor der Wochenendbeilage der „Neuen Zürcher Zeitung" als Nachfolger von Gotthard Schuh. In diesen Jahren rund zweihundert eigene Bildreportagen, später häufig auch gemeinsam mit dem NZZ-Korrespondenten und Nah-Ost-Spezialisten Arnold Hottinger.
1962
Gründung eines eigenen Verlags in Zürich mit einem ersten Buch von Jean Genet über Alberto Giacometti.
Seit 1962
Dokumentarfilme über bildende Künstler, für die Swissair sowie von 1980 bis 1984 zahlreiche Filmbeiträge zu künstlerischen Themen für das Schweizer Fernsehen.
1964
Start zu den Dreharbeiten für einen Dokumentarfilm über Alberto Giacometti, 1966 Fertigstellung dieses Films als Version von 25 Minuten; Alberto Giacometti hat diesen Film 1966 – einen Tag vor seinem Tod – noch gesehen. In den 1970er-Jahren wurde der Film auf Anregung von Aimé Maeght zu einer Fassung von 50 Minuten erweitert.
1964
Chefgrafiker des von Max Bill gestalteten Sektors „L'art de vivre – Bilden und gestalten" an der Expo 64 in Lausanne.
1966
Qualitätsprämie des Eidgenössischen Departements des Innern für hervorragende Filme für den Film „Alberto Giacometti".
1968
Filmpreis der Stadt Zürich für den Film „Alberto Giacometti".
1971
Eröffnung einer eigenen Kunstgalerie in Zürich.
1990
Der Band „Spuren einer Freundschaft / Alberto Giacometti" erscheint im Verlag Ernst Scheidegger, eine Übersicht von Scheideggers Beschäftigung mit Giacometti.
1990-1993
Arbeit an einem Film über die Plastik „Kontinuität" von Max Bill im Auftrag der Deutschen Bank Frankfurt.
1991/92
Ausstellung im Kunsthaus Zürich über Ernst Scheideggers gesamtes Schaffen. Dazu erscheint der Band „Ernst Scheidegger". Ausstellung im Josef Albers-Museum in Bottrop. Ende der Galerietätigkeit.
1993
Fotoausstellung zu Joan Miro in der Galerie Maeght in Paris und Barcelona. Publikation von „Spuren einer Begegnung. Joan Miró in Katalanien" (Verlag Ernst Scheidegger).
1994
Ausstellung in der Casa Serodine in Ascona sowie in der Galerie Haasner in Wiesbaden.
Wanderausstellung organisiert von der Stiftung Pro Helvetia mit dem fotografischen Teil der Gesamtschau Ernst Scheidegger im Kunsthaus Zürich von 1991/92 in Bordeaux, Indien und Pakistan (Ahmedabad, New Dehli, Bombai, Karachi, Islamabad, Lahore).
Erscheinen des Buches „Bergell – Heimat der Giacomettis" im Verlag Ernst Scheidegger.
1995
Premiere des zweiteiligen Films über Max Bill.
1997
Weiterführung des Verlags Ernst Scheidegger mit Heiner Spiess als Verlag Scheidegger & Spiess. Fotoausstellung in Istres bei Marseille.
1997
„Die Giacomettis" – Ausstellung im Kunstmuseum Thun, danach in der Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence.
1998
Alberto Giacometti-Ausstellung in der Kunsthalle Schirn Frankfurt mit Fotos von Ernst Scheidegger in einem separaten Raum.
1999
Das Buch „Einblicke, Begegnungen mit Künstlern des 20. Jahrhunderts" erscheint im Verlag Scheidegger & Spiess.
2000
Ausstellung im Museum der Casa Milà (La Predeira) in Barcelona im Rahmen der Alberto Giacometti-Ausstellung.
2000–2002
Fotoausstellung „Alberto Giacometti" in 16 chinesischen Museen (Shanghai, Peking etc.) – das Buch „Spuren einer Freundschaft / Alberto Giacometti" erscheint in chinesischer Sprache.
2001
Verleihung des Ordens «Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres» der französischen Republik im Centre Pompidou, Paris.
Im gleichen Jahr erscheint aus Anlass des 100. Geburtstages von Alberto Giacometti das Portfolio „Alberto Giacometti by Ernst Scheidegger" (herausgegeben von der Neuen Zürcher Zeitung), das in der Zürcher Galerie von E.W. Kornfeld Zürich vorgestellt wird. Foto-Ausstellung im Rahmen der Jubiläumsausstellung „Alberto Giacometti" im Zürcher Kunsthaus und im Museum of Modern Art in New York – gleichzeitig Ausstellung im Swiss Institute in New York – anschliessend im Museum of Art in Atlanta.
2002
Ausstellung „Ernst Scheidegger – Photos" im Centro Culturale Svizzero in Venedig.
2003
Verleihung der Heinrich-Wölfflin-Medaille der Stadt Zürich für Kunstvermittlung. Gleichzeitig Ausstellung „Hommage an Ernst Scheidegger" im Museo La Torre di Maloja.
2004
Ausstellung eines grossen Fotokonvoluts im Rahmen der Ausstellung „Alberto Giacometti" im Ungarischen Nationalmuseum Budapest.
2005-2010
„Paris sans fin" – eine Ausstellung des Kunsthauses Zürich mit Werken von Alberto Giacometti sowie Fotos von Scheidegger in verschiedenen Museen: Krakau, Bratislava, Czesky Crumlow, Moskau, St. Petersburg, Singapur, Dubrovnik.
2007
Ausstellung von Farbfotografien und farbigen Filmstills im Musée Garnet in Aix-en-Provence, Ausstellung „Georges Vantonergloo" im Musée Matisse in Cateau-Cambrésis, danach bis 2008 in Ostende.
2008
Ausstellung „Max Bill – zum Hundertsten Geburtstag" im Kunstmuseum und im Gewerbemuseum Winterthur. Ausstellung im Haus Konstruktiv Zürich „Max Bill – 100" – zugleich Präsentation des Portfolios „Max Bill" (herausgegeben von der Neuen Zürcher Zeitung).
2009
Publikation des Portfolios Alberto Giacometti durch die Fondation Beyeler, Riehen. Ausstellung einer grossen Anzahl von Fotografien (ca. 50) im Hans Arp-Museum Bahnhof Ronaldseck in Remagen.
2010/2011
Publikation des Buches „Chandigarh 1956 – Le Corbusier", herausgegeben von Stanislaus von Moos mit rund 160 Fotos (z.T. in Farbe) von Ernst Scheidegger. Ausstellung „Alberto Giacometti – Der Ursprung des Raums" im Museum Wolfsburg mit einem separaten Raum für Fotografien von Ernst Scheidegger, anschliessend gleiche Ausstellung im Museum der Moderne in Salzburg.
Gründung der Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv mit Sitz in Zürich. Ernst Scheidegger amtiert als Präsident dieser Stiftung.
2011
Übernahme des Archivs von Ernst Scheidegger durch die Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv von der Neuen Zürcher Zeitung. Ausstellung „Phototypien Ernst Scheidegger" in der Galerie am Hirschengraben in Zürich.
Auszeichnung des Bundesamtes für Kultur mit dem Eidgenössischen Designpreis der Schweiz in Lausanne. Scheidegger ist damit nach Robert Frank der zweite Schweizer Fotograf, dem diese Ehre zuteil wird.
2012
Verleihung der "Goldenen Ehrenmedaille" des Regierungsrates des Kantons Zürich. Ausstellung im Kunstmuseum Paderborn mit Druckgrafiken von Joan Miro, ergänzt mit 12 Fotos von Ernst Scheidegger.
Ausstellung von Fotografien von Alberto Giacometti im Rahmen einer Wanderausstellung in der Pinacoteca do Estato de São Paolo, Museu de Arte Moderna Rio de Janeiro und der Fundación Proa de Buenos Aires.
2013
Neuausgabe des Buches "Alberto Giacometti - Spuren einer Freundschaft" mit rund 30 neuen, bis anhin unveröffentlichten Farbfotografien.
Ausstellung von Fotografien in der Hamburger Kunsthalle "Alberto Giacometti - Die Spielfelder" sowie im Bucerius-Forum Hamburg "Begegnungen".
2016
Gestorben am 16. Februar in Zürich.
Zusammenstellung: Claudia Hürlimann und Georg Sütterlin, überarbeitet 2011 durch Christian Dettwiler